Abtragung des 1986/1987 erbauten bzw. renovierten und damals als „Bauphase I“ bezeichneten West-Traktes.
Nachdem zu Jahresbeginn eine baubehördliche Bewilligung zur Abtragung des Wohn- und Pflegeheimes Zell am Ziller erteilt worden war, wurden bis vor rund vierzehn Tagen in den Baulichkeiten Entkernungen und die Trennung der Abbruchsubstanzen vorgenommen. Sodann erfolgte die Abtrennung der Kapelle von den übrigen Bauteilen durch eine Spezialfirma, wobei mittels Schnitten gewährleistet werden soll, daß im Zuge der Abtragung von ost-, west- und südseitig anschließenden Bausubstanzen keinerlei Beschädigungen dieses in den künftigen Neubau zu integrierenden Baukörpers auftreten können.
Mit dem ebenfalls abzutragenden, direkt an der Gerlosstraße situierten „Stöcklgebäude“ beträgt die zu entfernende Bausubstanz insgesamt 26.413 m³. Dies entspricht einer Baumasse von rund zwanzig Einfamilienhäusern. Nicht entfernt wird, wie bereits erwähnt, die über eine Kubatur von 606 m³ verfügende Kapelle.
Die Haus-Kapelle weist einen rechteckigem Grundriß auf, erstreckt sich über insgesamt drei Geschoße und kann nur vom Bestandsgebäude aus betreten werden. Emporen im 1. und 2. Stockwerk ermöglichen den Bewohnern eine problemlose Erreichbarkeit. Der Sakralbau wurde in der Mitte des Haupthauses angeordnet, wobei die Ausgestaltung im neugotischen Stil erfolgte. Der Altar weist ein schönes dreiteiliges Bild mit der vom Hl. Josef und vom Hl. Franz von Assisi flankierten Gottesmutter auf. Das Altarbild wurde von Josef Reisacher im Jahre 1854 geschaffen. Der dreiteilige Altar selbst wurde von Kaiser Franz Josef I. gestiftet. In dieser Kapelle wurden bis 1974 auch die meisten der im Pflegeheim Geborenen getauft. Bis 1974 war im Stiftungsaltserheim Zell nämlich die Entbindungsstation des Zillertales untergebracht, die zu diesem Zeitpunkt allerdings infolge Konzentrierung der Geburten auf die Bezirkskrankhäuser überflüssig geworden war. Ausschlaggebend hierfür war unter anderem auch der Mangel an Fachärzten im Zillertal, welche die Entbindungsstation auf Grund gesetzlicher Vorgaben zu betreuen gehabt hätten.
Das Innere der 1853 im Zeller Spital integrierten Kapelle (li.) und Paul Öttl, damals noch Kooperator, tauft im November 1970 in dieser eine Maria (re).
Während neun Jahrhunderten – die erste urkundliche Erwähnung erfolgte bekanntlich 1188, als dem bereits bestehenden St.-Johannnes-Spital Zehenten gewidmet worden waren – hat das Altersheim nicht nur das Zeller Ortsbild wesentlich geprägt, es war auch eine Einrichtung, welche dem Ort eine kulturelle und soziale Bedeutung zukommen ließ und darüber hinaus bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts Vielen auf der untersten Stufe der Gesellschaft Stehenden aus unserer Region Verpflegung, Unterkunft und damit eine Heimat bot. Möge das neu zu errichtende Zeller Sozialzentrum, dessen Inbetriebnahme im Herbst 2023 in Aussicht genommen ist - auch wenn die gegenwärtigen Verhältnisse mit jenen vor 170 Jahren, als der von Dekan Ignaz Huber initiierte Neubau in Betrieb ging, keineswegs mehr vergleichbar sind - an dieses Erbe, welches den heute Verantwortlichen gleichermaßen Auftrag sein sollte, anknüpfen.